hideto heshiki | serioushobbys

arms

Premiere: 13. Februar 2009,
Dampfzentrale Bern

arm – eine menschliche Extremität, das Gegenteil von reich, aber auch eine Waffe und bewaffnet sein. Der Tänzer und Choreograf Hideto Heshiki beschäftigt sich in seinem neusten Projekt „arms“ mit der Figur des Jägers. Ein Jäger ist einer, der Wild erlegt und dafür in einem bestimmten Moment mit seiner Waffe einen Schuss auf das angepeilte Ziel abgibt. Ein Jäger ist aber auch einer, der zu einem Grossteil seiner Arbeit auf das Wild wartet, sich versteckt hält, möglichst geräuschlos und unsichtbar sein möchte und mit grösster Aufmerksamkeit seine Umgebung beobachtet. Es ist dieser zweite Aspekt, der Hideto Heshiki an der Figur des Jägers besonders interessiert und der im halbstündigen Stück „arms“ thematisieren wird. Hideto Heshiki beginnt ein neues Stück erst, wenn er ein Thema gefunden hat, das in ihm einen starken physischen Eindruck wachruft, ja, eine eigentliche körperliche Reaktion. Diese individuelle Annäherung an ein Thema erlaubt dem Tänzer und Choreografen eine sehr persönliche Recherche.

Drei Personen auf der Bühne: Ein Tänzer, ein Musiker und einer, der einen Text spricht. Drei Männer, die auf der Jagd sind, jeder alleine, jeder auf seine Art und mit seinen Möglichkeiten. Der Tänzer, der nur seinen Körper zur Verfügung hat, erkundet und erobert sein Revier mit ständig variierenden Armbewegungen. Der Musiker entlockt seinen Instrumenten, die mehr und mehr zu Waffen werden, Töne und wird dabei zum Martial Arts Kämpfer. Und der dritte Jäger spricht einen inneren Monolog, der von Yasoushi Inoues Roman „Das Jagdgewehr“ inspiriert ist.

Nachdem Hideto Heshikis erste choreografische Arbeiten aus der Kombination von Tanz und Live-Musik entstanden sind, ist seit „Lost Dog“ (2005) ein drittes Element – die Stimme, der gesprochene Text – dazugekommen. Auch „arms“ entstand in dieser Dreierkombination. Die drei Elemente werden von drei Performern verkörpert: Hideto Hehiki als Tänzer, Christian Buck als Live-Musiker und Daniel Mouthon, der mit seiner Stimme einen Text spricht. Dabei ist Hideto Heshiki auch daran interessiert, was passiert, wenn die Grenzen zwischen diesen drei Elementen aufgeweicht oder ganz aufgelöst werden. Der Musiker wird beim Spielen seiner Instrumente auch zum Tänzer, die Bewegungen des Tänzers entlocken seinen Stimmbändern Wörter und die Sätze des Sprechers sind nicht immer von Musik zu unterscheiden. Das tänzerische Bewegungsmaterial wurde ausgehend von Arm-, Hand- und Fingerbewegungen entwickelt, da diese für die Figur des Jägers von grosser Wichtigkeit sind: Mit Händen und Armen hält der Jäger seine Waffe und mit Armbewegungen tastet er sein Revier ab. Die Musik von „arms“ präsentiert sich archaisch und akustisch zugleich. In der Besetzung und in der Verwendung von elektronischen und akustischen, nahezu naturalistischen Klängen widerspiegelt sich sowohl die Jägerthematik als auch die Ahnung einer entrückten, verträumten Welt. Während Christian Buck seine Guitarre bedient wird er zum Performer oder zu einem, der mit seinem Musikinstrument tanzt. Die Novelle „Das Jagdgewehr“ (1949, deutsch 1958) des japanischen Autors Yasushi Inoue diente als Ausgangslage für den Text, der von Daniel Mouthon gesprochen wird. Inspirationsquelle ist dabei weniger der Inhalt dieser Geschichte, als die Atmosphäre, die darin beschrieben wird. Der Ich-Erzähler in „Das Jagdgewehr“ schreibt am Anfang der Geschichte ein Gedicht über einen Jäger, der einen Berg hinauf schreitet und dabei Einsamkeit und Ruhe ausstrahlt. Nachdem sich ein Mann in dem Gedicht wieder erkannt hat, schickt er dem Ich-Erzähler drei Briefe von drei verschiedenen Frauen. Diese drei Briefe beschreiben die Person des Jägers aus einer je anderen Perspektive, ähnlich wie der Tänzer, der Musiker und der Sprecher die verschiedenen Faszetten eines Jägers verkörpern/darstellen.

Choreografie & künstl. Leitung Hideto Heshiki Tanz Hideto Heshikir Musik Christian Buck Stimme Daniel Mouthon Dramaturgie Luigi Archetti Ton Jakob von Rotz Licht/Bühne Niki Good Projektleitung Sarah Maier Finanziell unterstützt durch Ernst Göhner Stiftung, Pro Helvetia, SSA, Goodtraining